Dark Side: Inflation als Umverteilungsinstrument
Jeder hört immer mal wieder von der Inflation. Sei es in der Tagesschau, beim Finanzberater, oder in der Zeitung. Aber was ist eigentlich Inflation und wie wirkt sie sich auf eine Volkswirtschaft aus?
Diesem Thema möchte ich den ersten Artikel der Dark Side Serie widmen.
Was ist Inflation
Inflation ist vereinfacht dargestellt der Wertverfall einer Währung über die Zeit hinweg. Sie wird in Prozent pro Jahr gemessen. Das heißt es wird in einem Zeitraum von einem Jahr gemessen, wie sehr die Kaufkraft einer bestimmten Währung nachlässt.
In Deutschland lag die Inflation zum Beispiel im Jahr 2019 bei durchschnittlich 1,4 %.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine konstante aber niedrige Inflation gewünscht, da diese theoretisch Sparen unattraktiv macht, und somit Konsum ankurbelt.
Wie wird Inflation gesteuert?
Tatsächlich „Steuern“ kann man die Inflation nicht. Aber es gibt einige Mechanismen und Maßnahmen die zuständige Insitutionen treffen können, um die Inflation in eine gewisse Richtung zu beeinflussen. Das ist die Aufgabe der Zentralbanken. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Amerikanische Zentralbank (FED) haben sich zum Ziel gesetzt die jeweils heimische Währung bei einer Inflation von unter, aber möglichst nahe an 2 % pro Jahr zu halten.
Hierfür haben diese Zentral- und Notenbanken unterschiedliche Möglichkeiten.
So können die Notenbanken den Leitzins senken, um die Beschaffung von Fremdkapital per Kredit attraktiver zu machen. Hierdurch steigt die Giralgeld-Menge im Umlauf. Wenn die Gesamtmenge des Geldes steigt, sinkt der Wert einer einzelnen Geldeinheit. Das heißt sehr einfach ausgedrückt, wenn 10 % mehr Geld auf dem Markt geworfen wird, als momentan im Umlauf ist, sinkt der Wert eines einzelnen Euros um 10 %.
Auch können die Notenbanken direkt eingreifen und Geld schöpfen, indem sie ein Ankaufsprogramm auflegen. Hier kauft die Notenbank mit neu „gedrucktem“ Geld Anleihen am Kapitalmarkt. Die EZB kauft so oft Staatsanleihen von Ländern der Eurozone.
Diese beiden Maßnahmen steigern in der Regel die Inflation. Im Umkehrschluss kann die Inflation theoretisch gesenkt werden, wenn der Leitzins erhöht wird, und Ankaufsprogramme eingestellt werden.
Hierdurch ist die Notenbank in der Lage eine Hyperinflation oder eine Deflation zu verhindern.
Warum Umverteilung?
Das klingt doch eigentlich alles ganz vernünftig und richtig so, oder?
Ist es im Grunde auch. Zumindest aus ökonomischer Sicht.
Wenn man sich aber ansieht wie sich die Inflation nun auf einzelne Personen auswirkt wird es etwas unangenehm.
Einige Beispiele sind so, dass sich das Sparen auf Giro- und Tagesgeldkonto nicht mehr lohnt, und somit die Bürger eher zum Konsum getrieben werden. Das ist gut für die Wirtschaft, und für Bürger mit mittleren und hohen Einkommen kein großes Problem. Aber für Bürger mit niedrigen Einkommen wird es so immer schwieriger endlich die Füße auf den Boden zu bekommen und etwas Geld auf die Seite zu bringen. So werden nur schlechte finanzielle Angewohnheiten geschaffen und gefestigt.
Ein weiteres Problem das sich auftut ist, dass hierdurch in der Regel die Preise schneller steigen als Löhne und Gehälter. Selbst wenn man als Angestellter jährlich eine Gehaltserhöhung bekommt, was mittlerweile relativ selten geworden ist, dann liegen diese in der Regel unter der Inflation – vor allem wenn man die kalte Progression mit einbezieht. So kann man sich als Angestellter jedes Jahr weniger von seinem Lohn oder Gehalt leisten, obwohl man die selbe Arbeit leistet.
Das letzte Beispiel ist die Auswirkung auf die Vermögensschere. So trägt die Inflation einen Teil dazu bei, dass die Vermögen von armen und reichen Menschen immer weiter auseinander gehen. Denn Vermögenswerte und Assets wie Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Aktien und so weiter steigen in der Regel schneller im Wert als die Inflation sie entwertet. Das heißt die Rendite und der Wertzuwachs dieser Assets liegt meist über der Inflation. Wenn man nun sein Vermögen in solche Vermögenswerte angelegt hat, dann ist man relativ sicher vor der Inflation – profitiert sogar davon, da man günstige Kredite nutzen kann, und der durch die Inflation angekurbelte Konsum den Wert der Assets zusätzlich steigert. So werden reiche Mitbürger immer reicher. Wenn man nun aber keine Assets besitzt, dann wird das Geld das man durch Arbeit verdient immer weniger wert. So werden Arme Mitbürger immer ärmer. Gut, jetzt könnte man sagen, dass jemand der keine Aktien besitzt heutzutage selber schuld ist, da man ja schon ab 25 € einen Sparplan bei seiner Depotbank oder bei einem RoboAdvisor anlegen kann, und somit auch an der Wertsteigerung profitiert. Aber das ist zu kurz gedacht, denn so einfach ist es leider vielfach nicht. Denn, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, wenn man sich kaum die Miete leisten kann, dann ist es extrem schwierig diese 25 € im Monat für einen Sparplan aufzubringen.
Schlusswort
Inflation ist wichtig um unser Derzeitiges Wirtschaftssystem am laufen zu halten, aber man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass eben dieses System gewisse Teilnehmer benachteiligt, und andere bevorzugt.
Interessanter Artikel, danke dafür. Die Inflation ist schon lange sehr niedrig und irgendwie glaube ich nicht mehr daran, dass wir irgendwann mal wieder höhere Raten sehen und damit auch höhere Zinsen.
Die echte Inflationsrate ist keinesfalls sehr niedrig. Die Zahlen die an uns kommuniziert werden sind ein einziger Witz, über die Jahre aufgrund der Änderung der Messverfahren künstlich nach unten korrigiert nur um sie als Rechtfertigung zu verwendn die Gelddruckmaschine auf Turbo zu stellen. Die Notenbank schreit wieder: „Hilfe! Hilfe! Deflation!“ und die Enteignung der Menschen schreitet weiter voran… Ich empfehle hierzu Shadowstats (http://www.shadowstats.com/alternate_data/inflation-charts).
Tja, es ist so wie du schreibst. Die Reichen werden Reicher – die Armen bleiben arm. Die Schere zwischen Reich und Arm wächst extrem – und das macht mir ehrlich gesagt Sorgen und Angst auf sozialer Ebene…